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Meine Roller Touren 2004

roller touren 2004

"Fast off to heaven just like Moses on a motorbike"
[Tears For Fears: Break It Down Again]




6. Juli 2004: Kauf eines gebrauchten Suzuki Burgman 250



Juli 2004 Südtirol
Tag 1: Inntal - alte Brennerlandstraße über Mühltal - Ellbögen zum Brenner (1374 m) - Penser Joch (2215 m) - Bozen - Kaltern

Endlich geht´s wieder auf Tour mit einem Roller. Zelt und Top Case sind schnell auf dem "Töff" befestigt, und schon kann´s los gehen. Beschleunigter Herzschlag bei der Abfahrt, auf der Landstraße lasse ich es gemütlich angehen. Kurz vor Innsbruck der erste Halt - die Aufregung ist verschwunden und einem kaum beschreibbaren Gefühl der Freiheit und des Glücks gewichen.
Das Penser Joch gehe ich langsam an und taste mich allmählich an die (Schräglagen-) Grenzen des Burgmans. Oben dann kurzes Gespräch mit anderen "Burgmännern" und ab ins Tal - ein Gewitter erschrickt mich einige Male, zieht aber ins nächste Tal ab. Durch Bozen komme ich auch irgendwie, und bei der Ankunft am Kalterer See bin ich nicht nur glücklich, sondern auch ein bißchen stolz.


burgman suzuki
StartklarStartklar



Tag 2: Relaxen und den Freunden beim Surfen zugeschaut


Tag 3: Bozen - Landstraße Richtung Brenner - Bruneck - Staller Sattel (2052 m) - Felbertauerntunnel - Pass Thurn (1274 m) - Kitzbühel - Kössen

Nach einem kurzen Frühstück in der "Gretl am See" mache ich mich schon mittags Richtung Heimat auf. Das mit den italienischen Tankautomaten klappt auch irgendwann - zuerst kein 5 Euro Schein, dann falsche Automatennummer - nicht jede Tanksäule ist freigeschaltet. Bei der kurzen Halt am Staller Sattel bewundere ich eine aufgemotzte Goldwing, die scheinbar mühelos die Kehren heruntergleitet. Und gleich anschließend ein Oldtimer-Motorradgespann, das verwegen die Kurven bergauf nimmt.

Fazit zuhause: Ich bereue den Kauf des Rollers absolut nicht und ärgere mich eigentlich nur, so viele Jahre "ohne" verbracht zu haben. Mein "Töff" läuft problemlos, und irgendwie habe ich den Verdacht, es macht ihm mindestens genauso viel Spass wie mir - der Arme mußte ja sein bisheriges Leben eher in flacheren Gefilden verbringen.




September 2004 Friaul / Slowenien
Tag 1: Kössen - Piller See - Saalfelden - Filzensattel (1290 m) - Dientner Sattel (1357 m) - Bischofshofen - Radstätter Tauern (1739 m) - Katschberg (1641 m) - Spittal a.d. Drau - Windische Höhe (1100 m) - Hermagor - Naßfeldpaß (1530 m) - Gemona del Friuli

Das Friaul war schon lange mein Ziel, nachdem die Landschaft bei der Durchfahrt 1983 einen solch starken Eindruck bei mir hinterlassen hatte. Endlich war es soweit. Anfahrt wie üblich über Landstraßen (der Weg ist das Ziel), und diesmal nehme ich die lange Variante über einige kleinere und größere Pässe.
Kurz vor Spittal treffe ich immer häufiger auf Harley-Fahrer und wundere mich: Unter der Woche so viele Motorradfahrer unterwegs? Beim nächsten Tankstopp dann die Erklärung durch einen Harley-Fahrer mit "Bierfass-Anhänger" hinten an der Maschine und laut dröhnender Musikanlage: Ab morgen findet am Faaker See die "Europian Bike Week" statt mit rund 30.000 Bikern, vor allem Harleys. Hinter Spittal ist der Spuk erstmal vorbei, ich biege nach rechts ab und erreiche am frühen Abend zufrieden aber erschöpft Gemona del Friuli und seinen kleinen Campingplatz "Ai Pioppi".


touren mit roller
Mein Domizil in GemonaMein Domizil in Gemona del Friuli



Tag 2: kleine Sträßchen Umgebung Gemona - Passo di Tanamea (851 m) - Bovec - Vrsic-Paß (1611 m) - Bovec - Passo del Predil (1156 m) - Sella Nevea (1162 m) - Gemona


Triglav Nationalpark
Triglav NationalparkTriglav Nationalpark



Bei schönstem Wetter erkunde ich zuerst die Umgebung nordöstlich von Gemona und gondele dann weiter nach Slowenien. Richtung Bovec ist es dann mit der Ruhe vorbei, ganze Karawanen von Harleys knattern an mir vorbei - Ausflügler der Bike Week. Die eigentlich nur kurz geplante Mittagspause in einem picobello geführtem Restaurant dehnt sich um einiges aus: zum einen durch das Schauspiel der Biker, zum anderen komme ich mit einem älteren Ehepaar aus Österreich ins Gespräch, die früher auch begeisterte Rollerfahrer waren.

Und das ist für mich eine der schönsten Seiten des Rollerfahrens (vor allem wenn man alleine unterwegs ist): Wenn man nicht gerade der totale Griesgram ist, kann man so viele unterschiedliche Leute kennenlernen, die einem interessante und manchmal auch nicht so interessante Geschichten erzählen. Das Image der Rollerfahrer trägt dazu auch bei - sind halt eher die gemütlichen Typen. Außerdem denken viele, ein Roller sei nur für die Stadt, und sind dann erstaunt, wenn man von seinen Touren erzählt.

Richtung Vrsic-Pass merke ich, dass es Zeit wird zu tanken, aber in den wenigen kleinen Orten entlang des Flusses Soca gibt es keine Tankstelle. Also lieber auf Nummer sicher gegangen und zurück nach Bovec zum Tanken. Das Tal der Soca mit ihrem klaren, hellblau schimmernden Wasser (interessant auch für Wildwasserfahrer) ist aber so schön, da kann man auch öfters durchfahren. Hoch zum Vrsic dann rund 25 Kehren und eine gut ausgebaute Straße - ein Traum!
Nach der obligatorischen Pass-Pause dann zurück nach Bovec und von dort über Predil und Sella Nevea nach Gemona. Dass es in dieser Gegend auch ungemütlich werden kann, zeigt vor dem Predilpass eine provisorische Brücke über einen gewaltigen Felssturz. Gemona del Friuli selbst wurde 1976 nach einem großen Erdbeben weitestgehend zerstört. Davon ist jetzt kaum etwas mehr zu sehen. Der Nachbarort Venzone mit seinem sehenswerten mittelalterlichen Stadtkern wurde originalgetreu Stein für Stein wieder aufgebaut.


Auffahrt zur Sella Nevea
Auffahrt zur Sella NeveaAuffahrt zur Sella Nevea



Tag 3: Tolmezzo - Sella Chianzutan (954 m) - Pielungo - Forgaria - Monte di Ragogna - Gemona

Geplant ist, die Gegend nördlich Tolmezzo zu erkunden - doch als ich durch Tolmezzo fahre und tanke, sehe ich dunkle Wolken im Norden. Also Plan geändert und nach Süden gefahren. Kleine Sträßchen und Orte werden erkundet, aber auch dort wird´s plötzlich dunkel, und auf einem Hügelkamm erwischt mich das Gewitter voll. Gottseidank finde ich schnell ein Haus, wo ich mich unterstellen kann, Blitz und Donner sind aber dennoch furchteinflößend, besonders der Donner wird durch die umliegenden Berge extrem verstärkt. Nun ja, nach einer knappen Stunde hat sich das Gewitter verzogen, und ich taste mich langsam auf nassen und vom Laub rutschigen Straßen weiter Richtung Süden.

Auf den Monte di Ragogna trinke ich einen Capo und komme mit den Inhabern ins Gespräch. Sie erzählen mir, dass sie Pilze, Gewürze und Gemüse selber im Wald suchen oder selbst anbauen und überreden mich, zum Abendessen wieder zu kommen. Das Abendessen dort ist ein Traum - ein lauer Abend auf der Terasse mit sagenhaftem Blick auf die Ebene Richtung Udine und Adria, erstaunlicherweise kaum Gäste, Songs von Zucchero, ursprüngliche Gerichte aus dem Friaul (z.B. mit dem speziellen Schinken aus San Daniele) und als Krönung ein Meteorit, der direkt über der Ebene zu explodieren scheint.


Tag 4: Udine - Grado

Bei Affenhitze geht´s ans Meer, sind zwar nur etwa 60 km, aber es zieht sich doch länger als gedacht. Die Erfrischung in der angenehm kühlen Adria ist dann umso schöner, und das anschließende Bier schmeckt einfach nur gut. Bin übrigens auf dem Campingplatz "Al Bosco" bei Grado und stehe dort mit meinem Zelt in erster Reihe direkt am Sandstrand - besser geht´s nicht.


Tag 5: Baden in der Adria


Tag 6: Udine - Tolmezzo - Plöckenpaß (1360 m) - Lesachtal - Kartitscher Sattel (1540 m) - Lienz - Felbertauerntunnel - Kitzbühel - Kössen

Leider ruft daheim wieder die Pflicht, und so tuckere ich gemächlich Richtung Heimat, nicht ohne jedoch einen Abstecher in das Lesachtal (Karnische Dolomitenstraße) zu machen. Die Straße ist zwar in den letzten Jahren weitgehend verbreitert und modernisiert worden, das Tal selbst ist jedoch noch sehr ursprünglich und die Menschen noch sehr traditionell. Eigentlich eine Schande nur so durchzufahren, aber innerlich ist vorgemerkt, dort nochmal für länger vorbeizuschauen.

Alles in allem war das eine Tour, bei der von Anfang bis Ende einfach alles gepasst hat. Gleich nach der Abfahrt hat sich Urlaubsgefühl eingestellt, und dieses Gefühl hielt bis ganz zum Schluß. Interessante Erfahrungen, nette Leute, gutes Essen, abwechslungsreiche Landschaften ("mare e monti"), keine negativen Situationen oder Stimmungen und nicht zuletzt ein zuverlässiger Roller - was will man mehr?


Plöckenpass
PlöckenpassPlöckenpass





Im Lauf des Jahres außerdem noch mehrere Tagestouren im bayerischen und österreichischen Voralpenland sowie Touren zum Gerlos (1507 m) und zur Zillertaler Höhenstraße (2040 m)

Noch eine Anmerkung zum Fahrverhalten mancher Autofahrer: Ich bin selbst Autofahrer und halte daher nicht viel davon, immer pauschal auf die Autofahrer einzudreschen. Aber was meiner Frau und mir bei der Auffahrt der Zillertaler Höhenstraße (übrigens ein wirklich empfehlenswerter Abstecher mit grandiosen Blicken in die Bergwelt) passiert ist, war schon fast kriminell:
Mehrere bergab fahrende Autofahrer meinten, einen besonders großen Sicherheitsabstand zum Berg einhalten zu müssen bzw. an Ausweichstellen nicht warten zu müssen und drängten uns dadurch fast in den Abgrund - das Sträßchen ist meist sehr schmal, oft ungesichert bzw. ausgesetzt. Und wer einmal am Berg bei einer Steigung von rund 15% mit Sozia hinten drauf anfahren mußte, weiß, welche Unruhe in den Roller kommen kann und dass ein bißchen Platz zur Seite nicht verkehrt ist.


rollertour
Wendelstein und SudelfeldstraßeWendelstein und Sudelfeldstraße










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