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Meine Roller Touren 2010

roller touren 2010

"So get on your bad motor scooter and ride
Up over to my place and stay all night.
First thing in the morning we'll be feeling all right
So get on your bad motor scooter and ride."

[Sammy Hagar: Bad Motor Scooter]




Unterwegs
UnterwegsSudelfeld



März 2010: erste Ausfahrt

Bayrischzell - Sudelfeld (1097 m) - Tatzelwurm - Brannenburg

Eine erste kurze Tour nach dem langen Winter - aber ganz bin ich ihm nicht entkommen, wie man an den Fotos sieht...

Am Sudelfeld waren übrigens erheblich mehr Skifahrer und Snowboarder unterwegs als Motorradfahrer.



Sudelfeld Blick ins Inntal
SudelfeldSudelfeldBlick ins InntalBlick ins Inntal





Juni 2010: Kurztour in die Toskana

Uff, höre ich schon manchen Leser aufstöhnen - schon wieder nach Italien, kennt der denn keine anderen Länder?

Schon wahr, meine Pläne für dieses Jahr sahen eigentlich anders aus, aber es war einfach keine Zeit für eine lange Tour im Frühjahr, und so nahm ich dankbar das Angebot von Verwandten an, die während ihrer Europareise in der Toskana für eine Woche eine schöne Villa gemietet hatten und uns dorthin einluden. Meine Frau konnte genau in dieser Woche dann leider aus beruflichen Gründen nicht mitkommen, und so fuhr ich eben alleine nach Süden - es wurde im Vergleich zu den bisherigen Touren eine wahre Luxusreise (nämlich ohne Zelt).


Passo del Zovo
Passo del ZovoPasso del Zovo


Tag 1: Kitzbühel - Pass Thurn (1274 m) - Felbertauerntunnel - Lienz - Innichen - Sexten - Kreuzbergsattel (1636 m) - Padola - Passo del Zovo (1489 m) - Pieve di Cadore - Belluno - Vittorio Veneto - Conegliano - Treviso - Umfahrung Venedig - Chioggia - Pomposa; 500 km

Aufgrund des Wetters hatte ich die Abfahrt schon um zwei Tage verschoben, aber wenn die Kurztour überhaupt einen Sinn machen sollte, musste es so langsam mal losgehen. Und so machte ich mich bei Regen und Temperaturen um die 5 Grad auf den Weg. Gepackt war ja schnell, denn ohne Zelt zu fahren, hat schon Vorteile. Angenehm war die Fahrerei am Anfang nicht, an einigen Stellen nässte es mir bald herein, und die Straßen waren aufgrund des Regens z.T. ziemlich glatt. Hinter Kitzbühel wechselte ich auf das zweite Paar Handschuhe, an der Nordeinfahrt des Felbertauerntunnels lag einiges an Schnee neben der Straße und es war bitterkalt. Südlich des Tunnels Richtung Lienz hörte der Regen jedoch bald auf, und bei Südföhn wurde es zwar ziemlich windig, aber auch um einiges wärmer, so dass ich schon bald eine Lage Kleidung wieder ablegen konnte.

Der Kreuzbergsattel ist wenig befahren, bietet jedoch auch wenig Ausblicke, so dass ich gleich weiter fuhr und bei Padola den Anstieg zum Passo del Zovo begann. Dieser ist noch weniger befahren, bietet ebenfalls nicht so viele Aussichtsmöglichkeiten, die Abfahrt nach Auronzo di Cadore mit 16 Kehren macht jedoch Spass. Die anschließende Strecke Richtung Belluno fahre ich eigentlich ganz gerne, es ist normalerweise wenig Betrieb und man rollert ganz gemütlich vor sich hin. Es gibt jedoch eine ganze Anzahl von Tunnels (falls jemand das nicht mag).

Durch das Nadelöhr Vittorio Veneto ging´s diesmal ganz flott, aber bei Conegliano wurde es stauig, und es ging nur ziemlich zach vorwärts. Dafür ging die Durchfahrt durch Treviso erstaunlich flott, und ein paar Regentropfen bei Venedig störten nicht. Zügig ging´s dann auf der Küstenstraße 309 an Chioggia vorbei Richtung Süden. Ein letzter kleiner Aufreger dann am Abend, das von mir im Internet ausgesuchte Hotel war natürlich geschlossen, der Sprit bei der anschließenden Suche nach einer Alternative wurde auch bedenklich wenig, aber schlußendlich fand sich eine offene Tankstelle, und der Tankwart hatte auch einen Tipp zum Übernachten. Die Locanda del Passo Pomposa liegt sehr schön an einem Nebenkanal des Pos (abends Moskitos!), ist nicht ganz billig, aber 66 Euro (Stand Juni 2010) für das saubere Einzelzimmer inklusive Halbpension (gutes Abendessen) und einem für italienische Verhältnisse gutem Frühstücksbuffet geht absolut in Ordnung. Ich habe mich dort wohl gefühlt - und wie schon gesagt, war ja sowieso (für meine Verhältnisse) eine Luxustour.


Locanda del Passo Pomposa
Locanda del Passo PomposaLocanda del Passo Pomposa


Tag 2: Ravenna Tangenziale - Forli - Meldola - Predappio - Strada San Zeno - Passo Monte delle Forche (444 m) - Galeata - Santa Sofia - Passo la Calla (1296 m) - Stia - Pratovecchio - Poppi - Bibbiena - Arezzo - Cortona; 280 km

Gut gestärkt vom reichhaltigen Frühstücksbuffet (und ohne lästiges Zeltabbauen ;-) ) ging´s auf der 309 weiter Richtung Süden. Viel Verkehr und teilweise haarsträubend schlechte Straßenverhältnisse (große Schlaglöcher, am besten wie viele Lkws ganz rechts fahren) machten das Vorwärtskommen bis Höhe Ravenna zur Qual. Hinter Ravenna wurde es dann um einiges besser, und ab Meldola richtig schön (ich bin sowieso der Meinung, dass der Apennin bei uns zu Unrecht so unbekannt und selten besucht ist). Die Etappe dieses Tages war ja nicht so lang, ich hatte also Zeit und beschloss, mir auf der Karte die schönste Strecke quer durch den Apennin auszusuchen. Also ging es im Zickzack über Hügel und kleine Pässe von einem Tal ins andere und wieder zurück.



Predappio Apennin
PredappioPredappioApenninImpressionen



In Meldola musste ich allerdings (wieder mal) einen Tankwart nach dem richtigen Weg Richtung Predappio fragen, und er erklärte mir dann auch noch lang und breit, wie wichtig Predappio als Geburtsort Mussolinis sei. Nun, das interessierte mich weniger, aber die schließlich gefundene Straße über die Hügel nach Predappio mit 18 schönen Kehren machte so richtig Spass. Über den zahmen Passo Monte delle Forche kam ich wieder zurück in das Tal des Flusses Bidente, und an diesem entlang nach Santa Sofia. Dort gönnte ich mir eine längere Pause mit leckerem Cappuccino. Eigentlich wäre ich gerne noch etwas länger geblieben, denn der Ort, direkt an der Bidente gelegen, ist zwar nicht spektakulär, strömt aber ein gewisses Flair aus, das mich irgendwie anzog.

Dennoch fuhr ich weiter und kam zum landschaftlichen Höhepunkt des heutigen Tages, dem Passo la Calla. Das heißt, eigentlich hätte es dazu gar nicht kommen dürfen, denn kurz hinter Santa Sofia verbot ein Schild Motorrädern die Durchfahrt an einer Baustelle, die irgendwann einmal kommen sollte. Nun, genauso wie eine Gruppe deutscher Biker fuhr ich einfach mal weiter. Kurz vor der besagten Baustelle (nach einigen gefahrenen Kilometern) dann ein weiteres Schild, aber auch das wurde ignoriert. Die besagte Baustelle entpuppte sich dann als Schotterstrecke von wenigen hundert Metern, die absolut problemlos von jedem Motorrad zu bewältigen war (und auch fleissig bewältigt wurde). Anschließend ging´s in schönen Kehren und Serpentinen hoch zum Pass. Man sollte den Passo la Calla von Norden her anfahren und dort auch eine Stelle für die Aussicht suchen (am besten noch vor der Passhöhe), der Pass selbst und die Abfahrt Richtung Süden ist größtenteils bewaldet und bietet kaum Ausblicke. Dennoch ein wunderschöner Pass!

Im Tal dann ab Stia bis Cortona war die Strecke nicht sehr schön, daher gab es keine Pause mehr, und so kam ich nach einem Tag mit vielen schönen neuen Eindrücken abends entspannt im Ferienhaus unserer Verwandten in der Nähe von Cortona an und wurde dort bereits am Pool mit einem eiskalten deutschen Bier begrüßt. Was für ein Service!



Pool
PoolPool des Ferienhauses



Tag 3: Cortona und Umgebung - Passo della Cerventosa (748 m) - Falzano di Cortona; 130 km

Diesen Tag nutzte ich, um mir Cortona und sein östliches Hinterland anzuschauen. Auf wenig befahrenen schmalen Straßen fuhr ich eine Runde, die mich u.a. auf den Passo della Cerventosa und nach Falzano di Cortona brachte. Überall gibt es wunderschöne Ausblicke, so etwa nach Westen hinunter ins Val di Chiana oder nach Süden auf den Lago di Trasimeno.



Bei Castel Girardi Blick zum Lago di Trasimeno
Bei Castel GirardiBei Castel GirardiBlick zum Lago di TrasimenoBlick zum Lago di Trasimeno


Kleine Weiler säumen die Straße, überall duftet es betörend nach Blumen und Kräutern, ab und an gibt es die Möglichkeit einzukehren und gut zu essen - mein Tipp: Ristorante-Pizzeria Castel Girardi in der gleichnamigen Siedlung, etwa 2 Kilometer östlich von Cortona in den Hügeln gelegen mit großartigem Blick von der Terasse aus und exzellentem Essen zu mäßigen Preisen (Stand 2010 ohne eigene Webseite; kleiner Eindruck hier).



Im Hinterland von Cortona Im Hinterland von Cortona
Im Hinterland von CortonaIm Hinterland von CortonaIm Hinterland von CortonaIm Hinterland von Cortona


Die Abfahrt nach Falzano di Cortona von Süden her hat es in sich: rund zwei Kilometer kontinuierlich sehr steil und kurvig, so dass die Bremsen des Rollers Schwerstarbeit verrichten mussten und ich mir das erste Mal seit ich Burgman fahre ernsthaft Sorgen machte und richtig froh war, als die Abfahrt vorbei war.



Falzano di Cortona Falzano di Cortona
Falzano di CortonaFalzano di CortonaFalzano di CortonaFalzano di Cortona


In Falzano di Cortona wurde ich dann mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte konfrontiert. In der heute nicht mehr existierenden Siedlung hatten im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten als Vergeltung zahlreiche Zivilisten, darunter auch Kinder und Frauen, exekutiert. Jetzt erinnert ein schlichtes Denkmal an dieses Verbrechen. Ausführliche Informationen dazu finden sich in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 11.07.2008.



Falzano di Cortona
Falzano di CortonaFalzano di Cortona



Tag 4: Foiano, Pool

Außer einem Tripp zum Frühstücken (auf italienische Art) in eine nahegelegene Bar und einem kurzen Ausflug nach Foiano war heute hauptsächlich Entspannung am Pool angesagt. Man könnte sich wirklich an den Luxus gewöhnen...



Ferienhaus
FerienhausFerienhaus



Ach ja, in einer Bar des ansässigen Fußballclubs (!) konnte ich mir gemeinsam mit vielen Tifosis das Ausscheiden der italienischen Fußballnationalmannschaft während der WM 2010 in Südafrika anschauen. Die Stimmungsschwankungen während des Spiels bei den italienischen Fans so hautnah zu erleben, das war schon ein besonderes Erlebnis. Und ich hoffe, es ist mir gelungen, wegen des Ausscheidens überzeugend ein betrübtes Gesicht zu machen...



Impressionen
Impressionen


Sonnenuntergang
Sonnenuntergang


Sonnenuntergang
Sonnenuntergang


Sonnenuntergang
Sonnenuntergang



Vielleicht ist es mir an diesem Abend gelungen, die oft beschriebene Atmosphäre der Toskana mit ihrem berühmten, weichen Licht und den eindrucksvollen Lichtspielen ein wenig einzufangen.



Sonnenuntergang
Sonnenuntergang



Tag 5: Foiano - Montepulciano - Pienza; 80 km

Nach einem Besuch im Valdichiana Outlet Store bei Foiano ging ich noch eine Runde Rollern - und das machte mir auch bedeutend mehr Spass! Ich besuchte die für ihre Weine berühmte Gegend rund um Montepulciano. Weingüter und Weinberge an jeder Ecke, schöne kurvige Strecken, das Fahren war aber wegen der vielen Lkws keine reine Freude. Daher geriet die Runde doch kürzer als erhofft.



Montepulciano
MontepulcianoMontepulciano


Im Weinanbaugebiet
Im WeinanbaugebietIm Weinanbaugebiet



Tag 6: Cortona - Castiglion - Mammi - Colle Secco - Palazzo del Pero - Sansepolcro - Pieve Santo Stefano - Verghereto - Bagno di Romagna - Colle del Carnaio (776 m) - Santa Sofia - Meldola - Forli - Tangenziale Ravenna - Chioggia - Codevigo; 330 km

Die Woche neigte sich dem Ende entgegen, und es wurde Zeit, sich wieder Richtung Heimat zu bewegen. Nach einem letzten Cafe in meiner Frühstücksbar nahm ich die erste Etappe in Angriff. Die Abzweigung bei Castiglion in die Hügel hoch Richtung Mammi / Palazzo del Pero fand ich nur mit Mühe, der Markttag in Castiglion mit dazugehöriger Umleitung machte die Sache nicht leichter, dazu gab es einen deftigen Schauer - Momente, in denen man sich fragt, was mache ich hier eigentlich? Dies war aber bald vergessen, denn es folgte eine sehr ansprechende Strecke auf der alten Straße nach Sansepolcro mit wenig Verkehr, da dieser die neugebaute Super Strada zwischen Arezzo und Sansepolcro nutzt. Ab Sansepolcro fuhr ich einige Kilometer auf der Super Strada E45 Richtung Norden bis Pieve Santo Stefano. Dort bog ich auf die parallel zur E45 führenden alten Landstraße ab, die ich auch nach längerer Suche fand. Aus einem Verbotsschild kurz hinter Pieve Santo Stefano wurde ich nicht schlau und wollte fast schon umkehren, als mir aber zwei Radfahrer entgegen kamen, fuhr ich dann doch weiter Richtung Verghereto. Es folgte eine einsame, landschaftlich sehr interessante Strecke in allerdings sehr schlechtem Zustand. Gemächlich ging es also Richtung Verghereto, Zeit genug, die Landschaft zu geniessen. Unterbrochen wurde die Stille nur durch einen plötzlich nach einer Kurve auf mich zustürzenden, wild bellenden Hirtenhund (der gottseidank dann doch langsamer war als mein Roller). Wie die beiden Radler da vorbeigekommen sind?



Im Apennin
Im ApenninIm Apennin



Vor Verghereto wurde der Verkehr dann merklich mehr, der Straßenzustand noch schlechter, so dass ich froh war, hinter Bagni di Romagna wieder links in die "Berge" abzweigen zu können. Ich genoss noch einmal die Fahrt durch den Apennin, vorbei an Santa Sofia und Meldola. Die Umfahrungen von Forli und Ravenna klappten heute auch zügiger, aber vor Chioggia geriet ich in den abendlichen Samstagsstau und steuerte daher das erstbeste Hotel an, nämlich das Hotel-Bar-Ristorante "Da Toni" in Codevigo. Ich ergatterte eines der letzten freien Zimmer (zum Preis von 60 Euro für das Einzelzimmer) und konnte den Roller auf Anfrage in einer Garage abstellen. Das Zimmer war sauber und in Ordnung, allerdings für den Standard etwas überteuert (jedoch kein Wunder für die Region Venedig). Das Abendessen aber war eines der schlechtesten, das ich je in Italien bekommen habe - einfallslos, zerkocht, schlecht gewürzt. Schade, dass dieser kulinarische Tiefschlag am Ende einer ansonsten gelungenen Reise stand.



Im Apennin
Im ApenninIm Apennin



Tag 7: Umfahrung Venedig - Treviso - Conegliano - Vittorio Veneto - Belluno - Pieve di Cadore - Passo del Zovo (1489 m) - Padola - Kreuzbergsattel (1636 m) - Sexten - Innichen - Lienz - Felbertauerntunnel - Pass Thurn (1274 m) - Kitzbühel; 450 km

Während des (italienischen) Frühstücks im Hotel konnte ich eine köstliche Beobachtung machen: Es kamen ganze Gruppen von Honda Goldwing Fahrern vorbei, die auf der Rückfahrt von einem Treffen auf einem nahegelegenen Campingplatz waren. Einige dieser Fahrer stoppten in "meinem" Hotel für ein Frühstück. Einer dieser Goldwing-Fahrer putzte jedoch vorher seine Maschine (nach einer Fahrt von wenigen Kilometern und für einen Stopp von vielleicht einer Stunde) voller Hingabe ausführlich, minutenlang und inklusive Hochglanzspray, so dass seine Goldwing anschließend wie neu glänzend auf dem Parkplatz stand - mein Burgman daneben, ungewaschen und nach über 1.000 Kilometern, sah dagegen ziemlich jämmerlich aus.

Die weitere Heimfahrt auf der gleichen Strecke wie bei der Hinfahrt gestaltete sich unspektakulär: schönes Wetter mit allerdings viel Wind, der gehabte Stau bei Conegliano, kurze Zwangspause in Vittorio Veneto wegen eines Radrennens, den Pass del Zovo mit seinen 16 Kehren diesmal von seiner schönen Seite hochgefahren, und auch in Österreich/Deutschland war das Wetter richtig schön im Vergleich zur Hinfahrt.

Das Fazit wie die Tour: kurz aber schön!










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  © Thomas Pfaab